Reisebericht – Alphubel über Rotgrad (Westsüdwestgrat)

Hochtourensaison. Auszeit, Bergzeit, Freiheit, Erlebnisse und Emotionen. Die fünfte und schönste Jahreszeit zwischen Sommer und Winter!

2021 hatte bereits einige schöne Touren in den Ost- und Westalpen für mich zu bieten, der Wettergott hatte es dieses Jahr mehr als gut mit mir gemeint. Umso größer war die Freude auf eine weitere spannende Tour, inklusive erneuter guter Bedingungen!
Unsere Tourenplanung der Woche sah als ersten Berg den zur Allalingruppe gehörenden Alphubel im Wallis vor. Ein Berg mit zwei sehr unterschiedlichen Gesichtern. Von Osten gesehen ein mächtiger Schneebuckel und von Westen ein abweisender Berg mit felsigen Wänden und Gratpfeilern.
Unter Bergsteigern ist er in der Regel als „leichter“ 4000er bekannt. Der Normalweg startet von der Längfluehütte aus Nordosten, die bequem mit einer Seilbahn erreicht werden kann. Eine Alternative zum Normalweg bietet die Route von der Station Mittelallalin im Osten, erreichbar mit der höchstgelegenen U-Bahn der Welt (3456 m!!). Oft wird der Alphubel im Vorfeld als Akklimatisierungstour für weitere 4000er begangen.
Doch wer denkt, dass der Alphubel „langweilig“ ist und man hier nichts anderes machen kann als einfach nur zur Akklimatisierung „hochlatschen“, liegt völlig falsch. Er hat für die Kletterer unter den Hochtouristen einiges zu bieten! Der rund einen Kilometer breite und durchweg felsige Westabbruch wird im Norden und Süden von einem Grat flankiert, der sogenannte Rotgrat bildet hierbei den südlichen Westgrat, der das Ziel unserer Tourenplanung war.

Aber alles von Anfang an….

Luki, meinen Seilpartner für diese Tour, hatte ich während des Lehrgangs zum Trainer C Bergsteigen kennengelernt. Wie sagt man so schön, die Chemie passte mega und keine 2 Monate später saßen wir gut gelaunt und voller Vorfreude zusammen im Auto, auf dem Weg ins wunderschöne Wallis. Ziel war der Parkplatz in Ottavan, inklusive einer doch sehr interessanten Anfahrt aus dem Tal. Von dort aus stiegen wir zur Täschhütte auf. Der für Westalpen-Verhältnisse sehr kurze Zustieg von lediglich 490 Hm und ca. 1 Stunde erlaubte es uns, die heimischen Biere mit zu nehmen. Abendsonne, Blick auf den Rotgrat und ein leckeres Bierchen, perfekter konnte der Abend nicht werden.

Reisebericht – Alphubel über Rotgrad

Nach einem sehr leckeren Abendessen ging es für uns früh ins Bettenlager, der Wecker klingelte schließlich schon um 4 Uhr. Kurzes Frühstück, Katzenwäsche, und schon ging es ab dafür. Zuerst ging es im Schein der Stirnlampe nordwestlich um den Fuß des Rotgrats herum, bis man nordöstlich in das Tälli einsteigt. Im Zickzack stiegen wir hinauf zu einem Einschnitt im Wissgrat, der den nordöstlichen Seitenast des Rotgrats bildet. Zuerst im leichten Fels, anschließend zog es etwas steiler den Grat hinauf bis zu einer firnbedeckten Passage. Der Sonnenaufgang ermöglichte uns den ersten Blick in die umliegenden Bergketten, unter anderem das Matterhorn, Dent Blanch und das Zinalrothorn ließen unsere Bergsteigerherzen höher schlagen. Luki nutzte diese Stimmung für einige schöne Aufnahmen, eines dieser Bilder reichte ich dann für die Aktion #FeinbiersOutdoorHelden von Feinbier unterwegs ein. An dieser Stelle sei gesagt, dass ein Besuch auf dem Instagram-Profil von Luki (luggiho) sehr lohnend ist. Dort findet ihr viele schöne Bilder aus den Bergen und dem Allgäu.

Reisebericht – Alphubel über Rotgrad

Nach einer kurzen Rast erreichten wir über zwei kurze Aufschwünge den felsigen und steilen Gipfelaufbau, der sich in seiner ganzen Wucht vor uns aufbaute. Mit riesiger Vorfreude stiegen wir in die Wand ein und arbeiteten uns Klettermeter für Klettermeter aufwärts. Zuerst über einige Stufen und Bänder, dann rechts querend zum eigentlichen Grat. Immer mal wieder in die Wand ausweichend, durch Verschneidungen, Nischen und Aufschwünge zog sich die Route Richtung Gipfel. Wir kletterten mit einem breiten Grinsen und genossen die Sonnenstrahlen in unseren Rücken, dabei schweiften unsere Blicke immer wieder zu den benachbarten Bergen.

Am Ende immer dem Grat folgend mit abnehmender Schwierigkeit erreichten wir ein kleines Plateau unter dem letzten felsigen Aufbau der Route. Steigspuren verleiteten uns nach links in ein steiles Firnfeld, die Verhältnisse waren dort allerdings alles andere als perfekt. Teils sehr dünne Firnauflage und Blankeis forderten uns dann noch einmal die letzten 50 Höhenmeter. Inzwischen hatte uns dichter Nebel eingehüllt, das Gipfelkreuz sahen wir erst kurz bevor wir sprichwörtlich mit der Nase daran gestoßen sind. Schnell ein Gipfelfoto, dann ging es an den Abstieg über den Südostgrat.

Gesamtfazit: Alphubel über Rotgrat (AD / III)

Eine sehr schöne Tour! Allerdings sei angemerkt, dass die Route wenige fixe Bohrhaken aufweist, dadurch aber einen sehr schönen alpinen Charakter besitzt. Dementsprechend muss überwiegend mobil gesichert werden. Mit einer Grundausstattung an Friends, Keilen und Schlingen konnten wir die Tour aber gut begehen. Jedoch sollte jeder Griff und Tritt mit Vorsicht betrachtet werden, da das Gestein teilweise doch brüchig sein kann.

Ein weiterer Vorteil: Man ist auf dieser Route, im Gegensatz zu der Normalroute, eher mit einer überschaubaren Anzahl an Bergsportlern unterwegs.

 

 

 

 

Die mit einem * markierten Felder sind Pflichtfelder.

Ich habe die Datenschutzbestimmungen zur Kenntnis genommen.